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Täufertum in der Schweiz und die Hugenotten in Frankreich
Karl Büchsel berichtet ausführlich über die Täufergemeinden im Emmental , die besonders im 16. Jahrhundert heftig bekämpft wurden. Insbesondere in den Orten Signau, Sumiswald und Trachselwald war das Täufertum stark verbreitet und überall gehörten Mitglieder mit dem Familiennamen Bichsel dazu, vermutlich auch der genannte Hanns (nach damaliger Schreibweise), der nach Berlin auswanderte. Die Verfolgungen der Täufer begannen um 1528, also kurz nach der Reformation. Am 17.8.1533 meldete der Landvogt von Sumiswald nach Bern, dass die Täufer „ohne Unterlass in ihrer Wirksamkeit fortfahren.“ Die Gemeinden Sumiswald und Dürrenroth wurden deshalb 1533 verwarnt. –
Aus der religionssoziologischen Untersuchung von Paul Peachy, Karlsruhe 1954, "Die soziale Herkunft der Schweizer Täufer in der Reformationszeit", ist vor allem folgendes zu entnehmen: Das Täufertum hatte seinen Ursprung in den geistlichen und religiösen Reformbestrebungen des frühen 16. Jahrhunderts und entstand nach dem Bauernkrieg. Es ging in Zürich besonders von den Humanisten F. Manz und C. Grebel (Pfarrer) aus. Die täuferischen Gedanken drangen von dort zu den Handwerkern und dann zu den Bauern. Dabei spielten persönliche Beziehungen von Bekannten und Verwandten eine grosse Rolle. In den Städten bildeten sich vorerst kleine Kreise, die durch Unterdrückung oft gesprengt wurden. Manchmal haben die Mitglieder ihre Zugehörigkeit zu den Täufern widerrufen, denn sonst wurden sie gefangen gehalten oder mussten fliehen. Unter ihnen bestand ein starker Zug zum freiwilligen Teilen, wenn Not vorhanden war.
Im Kanton Bern war das Täufertum - im Gegensatz zu Zürich - eine Art Neubelebung des Waldensertums (ursprünglich eine nach dem Vorbild Jesu in Armut lebende Lebensgemeinschaft). Nicht nur die Kindertaufe, sondern auch der Eid und die Obrigkeit (Macht der Finsternis) wurden abgelehnt. Die Täufer wollten deshalb eine neue christliche Gemeinschaft begründen. Die damalige Obrigkeit empfanden sie nicht als christlich (im Gegensatz zu den Reformatoren, welche annahmen, dass sich Kirche und Volk decken). Die Täufer gingen nicht mehr zur Kirche und liessen sich von ihren eigenen Vorstehern trauen, was zusätzliche Probleme nach sich zog.
Einer der ersten Berner Märtyrer war Konrad Eicher aus Steffisburg. Er wurde erstmals 1529 - wie auch im Jahre 1530 - gefangen genommen und man nahm ihm seine Bücher ab. Im Kanton Bern haben sich vor allem Bauer als Prediger betätigt, z. B. Hans Haslebacher, Hans Lüthi, Hans Reif und Moritz Losenegger (Haslebacher und Losenegger wurden hingerichtet). Im Jahre 1537 wurde auch Ulrich Bichsel aus Hasle in Bern hingerichtet (aus Geschichte der Bernischen Täufer“ von Ernst Müller, Frauenfeld 1895). Es wird vermutet, dass im Kanton Bern etwa 40 Taufgesinnte mit dem Tode bestraft wurden.
Im Bernischen Täufermandat vom 8.9.1670 wurde festgelegt, dass alle Täufer das Land innerhalb von 14 Tagen zu verlassen hätten. Zudem wurde angedroht, dass die Personen mit Gewalt über die Grenze abgeschoben oder dauernd gefangen genommen würden, wenn sie sich widersetzten. Deshalb erfolgte kurz darauf eine Auswanderung von etwa 700 Täufern aus dem Kanton Bern. Sie gingen vor allem in den Jura, ins Elsass und in die Pfalz. Unter diesen Personen sind mehrere mit dem Namen Bichsel aufgeführt, insbesondere Andreas Bichsel aus Langnau, ein Bichsel aus Reisiswil und acht aus Eggiwil. Im November 1731 werden in der Oberpfalz (Nähe Mannheim) verschiedene Taufgesinnte aus der Schweiz mit Namen genannt, beispielsweise ein Samuel Böchtel als Diener der Gemeinde und Markus Frätz sowie Hans Bächtel als Diakonen in Unter-Gämbfer. –
Der im Heimatland Frankreich vertriebene Johannes Calvin (er war vor allem in Strasbourg tätig) floh im August 1530 nach Genf, wo er zum Reformator wurde. Seine Mission hatte nicht nur grossen Einfluss bei der Bevölkerung in der Romandie (Welschland), sondern auch auf den Adel in Frankreich und auf wallonische Persönlichkeiten in den Niederlanden.
In Frankreich setzte König Heinrich II. (1547 - 1559) die Repression seines Vaters Franz I. gegenüber den Hugenotten (Protestanten) verstärkt fort. Im Jahre 1562 brach der Erste Hugenottenkrieg mit dem Blutbad von Vany aus. 1567 wollte Fürst Heinrich von Condé mit Hilfe von deutschen und auch schweizerischen Söldnern Katharina von Medici die Regentschaft entreissen, was jedoch misslang (2. Hugenottenkrieg). Der Dritte Hugenottenkrieg (1568-1570) führte zu grösseren Kämpfen und die Hugenotten wurden am 13.3.1569 in der Schlacht von Jarnae besiegt. In der sog. Bartholomäusnacht im August 1572 wurden in Paris etwa 30'000 Hugenotten ermordet.
Unter Heinrich III. gingen die Bürgerkriege nach 1574 weiter. Der König schwankte zwischen den Hugenotten und den Katholiken (Habsburger in Spanien), wurde entmachtet und 1589 ermordet.
Heinrich IV. wurde am 13.12.1553 in Pau (Pyrenäen) als Sohn des katholischen Herzogs von Vendôme, Anton von Bourbon, und der protestantischen Königin von Navarra, Jeanne d'Albret, geboren. Unter seiner Grossmutter Margarete hatte sich das Königreich Navarra zum Sammelbecken der Protestanten und religiösen Reformer entwickelt. Heinrich IV. konnte den Thron jedoch erst besteigen, nachdem er zum Katholizismus konvertierte und weitere Hugenottenkriege stattgefunden hatten, welche schliesslich zum nationalen Krieg gegen Spanien führten. Das Edikt von Nantes beendete 1598 die Hugenottenkriege und die Hugenotten bekamen eine beschränkte religiöse Toleranz; sie wurden Bürger zweiter Klasse.
Unter Ludwig XIV. begannen 1669 neue Repressionen gegen die Hugenotten. Im Edikt von Fontainebleau wurde der Protestantismus in Frankreich verboten. Mehr als 250'000 Hugenotten wanderten aus Frankreich aus.
In den Cevennen wurden die Hugenotten Kamisarden genannt. Es handelte sich vor allem um Waldenser, welche sich im 16. Jahrhundert der Reformation angeschlossen hatten. Sie führten ab 1685 einen Partisanenkrieg, nachdem Ludwig XIV. das Edikt von Nantes und dasjenige von Fontainebleau zurückgenommen hatte. Die Kamisarden wurden in der Folge stark unterdrückt und öfter bei ihren Gottesdiensten überfallen und ermordet; diese vergalten Gleiches mit Gleichem. Im April 1705 wurde der Aufstand der Kamisarden beendet und die letzten Aufständischen hingerichtet.
Bei allen französischen Königen von 1474 bis 1715 dienten Schweizer als Söldner und es gab sogar eine Schweizergarde zum Schutze des jeweiligen Königs. Die in fremden Diensten tätigen Schweizer wurden wegen ihrer Tapferkeit und Treue geschätzt. Oft gab es schweiz. Regimente unter Schweizer Kommandeuren (z.B. von Erlach und von Diessbach). Nachweislich schuldete Frankreich beim Tod Heinrichs IV. (1610) 36 Millionen Goldfranken für schweizerische fremde Dienste. Bei den Hugenottenkriegen kämpften demnach Schweizer auf beiden Seiten.