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Die Bichsel und das Emmental
Im Familiennamenbuch der Schweiz wird der Familienname
Bichsel in verschiedenen Orten des Kantons Bern erwähnt, doch werden dort keine
näheren Angaben zur Herkunft gemacht. Als alte Heimatorte, die schon vor 1800
bestanden, werden genannt: Arni bei Biglen, Busswil bei Melchnau, Eggiwil,
Hasle bei Burgdorf, Heimiswil, Lützelflüh, Rüegsau und Sumiswald. Die
wichtigsten und ältesten sind eindeutig Eggiwil, Hasle bei Burgdorf und
Sumiswald. Ueber die Bichsel aus Sumiswald wird ausführlich an anderer
Stelle berichtet. Den Familiennamen Bichsel findet man heute praktisch in der
ganzen Schweiz. In den ehemaligen Heimatorten wohnen jedoch anfangs des 21.
Jahrhunderts nur noch in Affoltern im Emmental, Eggiwil, Hasle-Rüegsau,
Lützelflüh und in Sumiswald Familien mit diesem Namen.
Die seinerzeit in Busswil bei Melchnau zugezogenen Familien mit
dem Familiennamen Bichsel hatten vorher den Heimatort in Hasle bei Burgdorf.
Vor 1660 sind in den Kirchenbüchern von Melchnau – dazu gehören auch die
Gemeinden Busswil, Gondiswil und Reisiswil – keine Familien mit diesem Namen zu
finden. Ob den Neuzuzügern der neue Heimatort geschenkt oder ob er käuflich
erworben wurde, ist nicht bekannt.
Die beiden Gemeinden Hasle bei Burgdorf und Rüegsau werden durch
die Emme getrennt, bilden jedoch in verschiedenen Bereichen eine Einheit. Es
liegt die Vermutung nahe, dass die ersten Bichsel in dieser Gemeinde aufgetaucht
sind, weil es im Mittelalter – wo die Wasserwege eine wichtige Rolle spielten –
vom Rhein her und nachher auf der Aare der kürzeste Weg ins Emmental war. Die
Holzbrücke von Hasle gibt es seit 1763, schon vorher bestand in der Nähe ein
Steg für Fussgänger.
Bild aus dem Emmental
Im Gerichtsarchiv von Entlebuch/LU befindet sich das Geschlechterverzeichnis
von 1688, welches rund 100 Familiennamen enthält, deren Angehörige damals
als vollwertige Bürger des Entlebuchs mit allen Rechten und Pflichten galten.
Darunter ist auch der Name Bichsel zu finden, doch waren diese Vorfahren nie
dort heimatberechtigt. In der Gemeinde Romoos (in der Nähe von Entlebuch – an
der Ostflanke des Napfgebietes und an der grossen Fontanne gelegen, wo früher
unrentabel Gold gewaschen wurde und heute eine touristische Attraktion
darstellt) wohnen auch im 21. Jahrhundert noch Familien mit dem Namen Bichsel,
welche während der Reformationszeit dort zugezogen sind und immer noch den Heimatort
Eggiwil besitzen. Es gab jedoch mehrere Generationen, die aus Hasle bei
Burgdorf stammten, jedoch um das Jahr 1700 das Entlebuch wieder
verliessen. –
Der Degener Verlag in Neustadt an der Aisch/D (http://www.degener-verlag.com/) gibt
GENEALOGIE, die Deutsche Zeitschrift für Familienkunde heraus. In Nr. 14 1965,
S. 827-830 wurde der Artikel „Die Bichsel aus dem Emmental (Kanton Bern) und
die Büchsel in Berlin und in der Mark Brandenburg“ von Karl Büchsel publiziert.
Im Eigenverlag in Göttingen ist 1955 vom gleichen Autor das Buch „Bilder aus
der Geschichte der Familie Bichsel“ erschienen (ein Exemplar befindet sich in
der Schweiz. Landesbibliothek in Bern). Aus diesen Quellen geht u. a. folgendes
hervor: „Der Bauer Peter Bichsel, geboren in Goldbach und getauft in
Halse am 03.01.1662, verheiratete sich am 16.03.1686 in Signau mit Trini
Liechti aus der Rütimatt und lebte als Bauer in Signau, vermutlich auf
einem durch die Frau ererbten Hofe. In Signau wurden dem Ehepaar 5 Kinder
geboren, 4 Töchter und ein Sohn Hanns, geb. 10.6.1699.“ [Bei näherer Prüfung
der konkreten Situation wird diese Vermutung in Frage gestellt, denn der einzige
Sohn Hans wurde Damast-, Samt- und Seidenweber. Wäre der Hof im Besitze der
Familie Bichsel gewesen, so hätte ihn Hans mit grosser Wahrscheinlichkeit
weiter geführt. Zudem ist bemerkenswert, dass Trini Liechti nicht im Taufbuch
von Signau zu finden ist. Sie kam aus der Rüttimatt in Aeschau, das zur
Gemeinde Eggiwil gehört. Vom Geschlecht Liechti gibt es übrigens nicht nur im
Kanton Bern mehrere alte Heimatorte! Deshalb ist wahrscheinlicher, dass das
Ehepaar Bichsel Pächter oder bäuerliche Angestellte waren.] In den
Kirchenbüchern von Signau kommt nachher der Familienname Bichsel nicht mehr
vor. Heute findet man ihn wieder im Telefonbuch, doch sind diese Familien in
Eggiwil heimatberechtigt. -
Zu Beginn des 18 Jahrhunderts ist der aus Goldbach im Emmental
stammende Bauernsohn Hans Bichsel (Heimatort Hasle) ausgewandert. Er fand
eine neue Heimat in Berlin und wurde der Stammvater eines seit rund 250 Jahren
in Norddeutschland, besonders in der Mark Brandenburg und in Pommern ansässigen
Geschlechts, das den Namen Büchsel führt.“ Die Heirat von Hans Bichsel
mit Anna Dorothea Gutbier am 11.12.1721 in Berlin ist im Signauer Eherodel
(Ehebuch) vermerkt. Er starb bereits am 10.05.1725. - Im 18. Jahrhundert
sind verschiedene Seidenweber aus der Schweiz nach Berlin ausgewandert, weil
diese Stadt den Zuwanderern verschiedene Vergünstigungen gewährte. Auffällig
bei den Büchsel aus Deutschland (Schönfeld, Berlin und Stralsund) ist, dass in
den Ahnenreihen verschiedene den Beruf eines Pastors ausübten.
Ausführlich berichtet in diesem Zusammenhang Karl Büchsel über die Täufergemeinden
im Emmental, die damals heftig bekämpft wurden. Insbesondere in den Orten
Signau, Sumiswald und Trachselwald war das Täufertum stark verbreitet und
überall gehörten Mitglieder mit dem Familiennamen Bichsel dazu,
vermutlich auch der oben genannte Hanns (nach damaliger Schreibweise). Am
17.08.1533 meldete der Landvogt von Sumiswald nach Bern, dass die Täufer „ohne
Unterlass in ihrer Wirksamkeit fortfahren.“ Die Gemeinden Sumiswald und
Dürrenroth wurden deshalb 1533 verwarnt. –
Im 16 Jahrhundert wurden in Bern verschiedene Täufer hingerichtet, u. a.
Ulrich Bichsel aus Hasle im Jahr 1537 (aus Geschichte der Bernischen Täufer“
von Ernst Müller, Frauenfeld 1895). Im Bernischen Täufermandat vom 08.09.1670
wurde festgelegt, dass alle Täufer das Land innerhalb von 14 Tagen zu verlassen
hätten. Zudem wurde angedroht, dass die Personen mit Gewalt über die Grenze
abgeschoben oder dauernd gefangen genommen würden, wenn sie sich widersetzten.
Deshalb erfolgte kurz darauf eine Auswanderung von etwa 700 Täufern aus
dem Kanton Bern. Sie gingen vor allem in den Jura, ins Elsass und in die Pfalz.
Unter diesen Personen sind mehrere mit dem Namen Bichsel aufgeführt,
insbesondere Andreas Bichsel aus Langnau, ein Bichsel aus Reisiswil und acht
aus Eggiwil. Im November 1731 werden in der Oberpfalz (Nähe Mannheim)
verschiedene Taufgesinnte aus der Schweiz mit Namen genannt, beispielsweise ein
Samuel Böchtel als Diener der Gemeinde und Markus Frätz sowie Hans Bächtel als
Diakonen in Unter-Gämbfer. Der Familienname Bächtel oder Bachtel ist noch heute
besonders in Bischoffsheim und in Niederschäffolsheim im Elsass zu finden,
wurde aber bisher noch nicht näher erforscht. Der Familienname Böchtel bzw.
Bochtel existiert auch in Holland. –
Johann Gottfried Bichsel, geb. 02.11.1722, ein Sohn von Hans aus
Goldbach, Heimatort Hasle, studierte Theologie (er wuchs nach dem Tod seines
Vaters bei der Mutter auf, die sich anfangs des Jahres 1727 mit dem Pastor
Jakob Fahland verheiratete) und war 1762 lutherischer Pastor in Schönfeld in
der Uckermark. Er war der erste dieser Sippe in Deutschland, der den Namen
Büchsel statt Bichsel führte. Verschiedene seiner Nachfahren standen in
kirchlichen Diensten. - Wilhelm Büchsel, geb. 1848, war im 1. Weltkrieg
deutscher Marine-Admiral und vor dem Krieg Direktor des Marine-Departements des
Reichsmarineamtes. Goldbach ist heute ein Teil der Gemeinde Lützelflüh. Als
ältester Stammvater wird dort Andreas Bichsel, geb. 18.10.1591
aufgeführt. Er war ein Sohn von Hans Bichsel und Elsbeth Aeschlimann, den
Ureltern einer Sumiswalder-Linie. Demnach haben die Bichsel aus Sumiswald und
zumindest ein Teil der Büchsel in Deutschland ursprünglich die gleichen
Wurzeln. - Im Grossraum Darmstadt existiert noch eine zweite Sippe mit dem
Namen Büchsel bzw. Buxel, über deren Herkunft an separater Stelle berichtet
wird.
In Grünenmatt gibt es den Landwirtschaftsbetrieb Bichselhaus, in Wasen
im Emmental einen Bichselberg und in Eggiwil ein Bichseli als
Ortsbezeichnung. Die Dörfer Eriswil und Wyssachen haben je
eine örtliche Bezeichnung „Bichsel“. In Birchwil-Nürensdorf im Kanton
Zürich kommt die Ortsbezeichnung Im Buchsel und in Rümlang ZH "Im
Büchsel" vor; im Kanton Freiburg findet man den Ort Büchslen (dort
wohnen heute keine Bichsel, auch nicht in den Nachbargemeinden Ferenbalm und
Gempenach, wo der Name früher vorkam, jedoch finden wir ihn heute in Muntelier
und in Murten). Vom 12. Jahrhundert an gehörte Buchillion – wie der
Ort damals hiess - zum Priorat Payerne; 1475 kam er zur bernisch-freiburgischen
Vogtei Murten. Ursprünglich war er französischsprachig, entwickelte sich jedoch
besonders nach der Reformation zur fast rein deutschsprachigen Gemeinde. Im 18.
Jahrhundert hiess die Ortschaft Bichslen. - An der Hauptstrasse 59 in Kreuzlingen
gab es das Haus Bichsel, welches 1882 erbaut und im Mai 1958 abgebrochen wurde.
In Oberbayern, in der Nähe der Kreisstadt Aichach gibt es ein Pichl
und im Schloss Pichl in Aidenbach, Bayern, befindet sich ein
Therapiezentrum für Drogenabhängige. -. Ebenfalls findet man einen
gleichnamigen Ort im Sudentenland in Böhmen (ehemaliger Bezirk Mies). Es
handelt sich um das früher von Deutschen bewohnte Gebiet des ehemaligen
Königreichs Böhmen. - In Oesterreich kommt der Ort im Ennstal, in
Pichl-Preunegg bei Schladming, in Pichl-Mantling (Dachsteiner- Tauern-Region),
in Pichl-Kainisch in der Steiermark sowie bei Wels in Oberösterreich, an der
Grossglocknerstrasse und bei Euratsfeld (Ybbstal) vor. Das Schloss Pichl in
Mitterdorf im Mürztal ist eine ehemalige Burg aus dem Mittelalter. Alle diese
Namen haben etwas mit einem Hügel zu tun. - Ein kleiner Stammbaum von
Ludwig Pichl, geb. 4.4.1881 aus Egerland in Böhmen ist unter http//:www.m-kummer.de dargestellt.
Bisel ist eine
kleine französische Gemeinde im Elsass (Haut-Rhin, nahe der Grenze zur
Schweiz), die zum Gemeindeverband von Hirsingue gehört. Früher wurde sie Bisol
oder Bizol genannt. Der Ortsname soll vom mittelhocheutschen Wort Bies (Binsen)
abgeleitet sein. Die katholische Filiale ist ein Teil der Kirchgemeinde von
Seppois-le-Bas. Ob der Familienname
Bisel ursprünglich aus diesem Dorf stammt oder eine Abwandlung von Bichsel
oder Bixel darstellt, ist nicht bekannt. In Amerika hat sich der Name Beisel
vereinzelt in Bisel gewandelt.
In Norddeutschland gibt es die Redensart: Man muss dir oft ins
Bichsle blasen. (Man muss durch Geschenke nachhelfen, wenn er etwas tun soll).
Und in Schwaben kann man hören: "Der hat doch sei Bichsle gar net
ronderglasse" (er hat seine Kleider nicht ausgezogen).
Den Familiennamen Bichsel gibt es auch in Schweden,
beispielsweise in Sandviken, Skjärplinge und Uppsala. Es handelt sich um
Schweizer, die nach Schweden ausgewandert bzw. vermutlich ein paar Jahrhunderte
später wieder rückgewandert sind; mindestens teilweise sind sie in Rüegsau
heimatberechtigt. Peter Bichsel, geb. 01.01.1669, von Sumiswald, der Sohn von
Daniel, geb. 1622 und der Lucia Fankhauser, ist nach Rüegsau gezogen, weshalb
dieser Stamm seit 1699 dort weiter geführt wird, demnach ursprünglich auch zur
Sumiswalder-Linie gehörte.
Der wohl bekannteste zeitgenössische Namensvetter ist der Schriftsteller
Peter Bichsel, geb. 24.03.1935. Er ist heimatberechtigt in Busswil bei
Melchnau/BE, wohnt in Bellach/SO und erhielt im Jahre 2004 den Ehrendoktor der
Theologie der Universität Basel. Seine Eltern (der Vater war Handwerker)
lernten sich im Kirchenchor von Stein am Rhein kennen und seine Ahnen kamen
ursprünglich von Hasle bei Burgdorf. Diese Ahnenreihe ist unter "Büchsel
in Deutschland, Bichsel in Hansle und in Busswil bei Melchnau" zu finden.
- Recht gut bekannt ist auch der Schauspieler und Clown Ueli Bichsel
aus Zürich.
Beim schweizerischen Bürgerrecht handelt sich in der Regel
um den Ort, in dem ein Vorfahre der Familie in männlicher Linie das
Bürgerrecht erworben hat, welches bis 1977 bei wirtschaftlichen Notlagen eine
wesentliche Rolle spielte. Seither ist bei Bedürftigkeit, d.h. wenn jemand
seinen Lebensunterhalt nicht hinreichend oder nicht rechtzeitig aus eigenen
Mitteln bestreiten kann, in der Regel der Wohnkanton bzw. die Wohngemeinde
zuständig. Schweizerinnen und Schweizer können weder aus dem Heimatkanton noch
aus der Schweiz ausgewiesen werden. Heute wird das Bürgerrecht entweder zufolge
Abstammung, Adoption, Heirat oder durch Einbürgerung erworben.
Ursprung des Namens Bichsel und Wappen
Wie bereits unter "Allgemeinen Hinweisen" erwähnt, können
Familiennamen grob in fünf Hauptkategorien unterteilt werden. Mit recht grosser
Wahrscheinlichkeit ist der Familienname Familienname Bichsel bei den
Siedlungsnamen einzuordnen. Im Bürgerverzeichnis des Kantons Bern von 1798 gibt
es übrigens auch den Namen Bichßel. Er wird in der Umgangssprache
des Emmentals als „Bichsu“ genannt, wobei das Ch „kratzend“ im Hals
gesprochen wird. Wohl aus diesem Grund wird manchmal behauptet, Berndeutsch sei
eine „Halskrankheit“.
Eine neuere Deutung des Namens Bichsel zielt in folgende Richtung: Er
stammt von Bichl (Büchel, Pichl) ab, was bayrisch-österreichisch Hügel
bedeutet und in der Schweiz an verschiedenen Orten mit Bühl oder Büel bezeichnet
wird. Diese Ansicht wird durch den Umstand unterstrichen, dass die Bexell
ursprünglich in einer Hügellandschaft in Südschweden wohnten und mit dem Ort
Bäckseda in Verbindung steht, was man mit „Hügelseite“ übersetzen kann
(siehe nähere Ausführungen unter Bexell). Auf einen Ort weist auch die
Feststellung hin, dass es in der Stadt Lincoln in England bereits 1056 einen
John De Bissell gab.
Wortbedeutungen – Exkurs über sprachliche Entwicklungen: Die Silben <beck>
und <bach> haben eine indogermanische Wurzel (Gruppe von Sprachen mit
stark übereinstimmender Formenbildung), nämlich <bheg> und bedeuten
Wölbung oder Biegung (eines Hügels oder eines Berges). Auf Schwedisch heisst
heute Hügel (oder Halde) backe (Skispringer gehen über einen Backen); die Wange
wird in unserer Mundart als Backe bezeichnet und bei Arschbacke weiss
wohl jeder, was damit gemeint ist. - Beck ist nicht nur eine ältere Ableitung
für Bewohner von Ortsnamen auf -bach, sondern Beck(e) wurde im
Mittelhochdeutschen und noch heute in der Schweiz für Bäcker gebraucht. Im 13.
Jahrhundert hat der Franziskaner Berthold von Regensburg beklagt, dass „luft
für bröt“ verkauft wird, weil das Brot mit Hefe einen „Bauch“ bekam. In
Schweden heisst Bach bäck und in Dänemark wird der Hügel mit bakke und der Bach
mit baek bezeichnet. Damit verwandt ist auch das Wort „Buckel“, denn wenn wir
einen Buckel machen, krümmen wir den Rücken. Eine Rückseite wird in Schweden
mit baksida bezeichnet. –
Bei Wörtern wie Fuchs und Dachs wird in der Schriftsprache das Ch wie
ein X gesprochen, deshalb sind Bichsel und Bexell auch sprachlich recht nahe
verwandt. Die Schreibweise Bixel oder Bixler war deshalb für manche Länder
naheliegend.
Im Duden Familiennamen - erschienen im Jahr 2000 - kommen weder
Bichsel noch Bixel, Bechsel, Bexell, Buchsel oder Büchsler vor. Hingegen heisst
es zu Bichel, Bicheler: 1. Oberdeutsche Wohnstättennamen zu
mittelhochdeutsch bühel >Hügel<: wohnhaft an einem Hügel. 2.
Herkunftsnamen zu den in Süddeutschland und Oesterreich häufigen Ortsnamen
Bichel, Bichl, Büch(e)l, Pichl. - Und zu Büchsel wird ausgeführt:
Berufsname zu mhd. Bühselïn > kleine Büchse< für einen Drechsler
(erscheint nicht überzeugend und belegt zu sein, Anmerkung des Verfassers
dieses Beitrags).
Die Formenvielfalt eines Namens hängt einerseits von der
jeweiligen Schreibweise und andererseits von der landschaftlichen Prägung ab,
und deshalb ändern sich Lautentwicklungen je nach Gegend und Zeit. Von Rudolf
von Tavel stammt der Satz: «Bärndütsch isch e Sprach wie grobs Grien, aber o
guethärzig wie nes alts Chilcheglüt.» Wörter wie „Bigsel“, „Begsel“ oder
"Bissell" tönen für emmentalische Ohren zu geschliffen. Die verwandten
Familiennamen der Bichsel aus dem Emmental wie Bixler (in
Oberägeri/ ZG, in Deutschland und Amerika), Buxcel (in der Westschweiz, heute
vor allem in Lausanne, teilweise auch in der Deutschschweiz), Bicshel und
Buchsel in Amerika sowie Büchsel im Elsass und in Deutschland, Büchsler
(Büchseler), Büxel und Butzel in Deutschland sowie Bixel (und verwandte
Schreibweisen) besonders im Elsass, aber auch Pichsel in Deutschland und Pichl
besonders in Oesterreich, in Deutschland und der Schweiz) stammen deshalb aus
andern Gegenden. Diese besonderen Formen des Familiennamens haben sich offenbar
entweder Emmentaler angeeignet, die vor allem im oder nach dem 17. Jahrhundert
aus dem Kanton Bern weggezogen oder aus der Schweiz ausgewandert sind. Einige
Familiennamen stehen auch mit dem Namen Bexell (und ähnlichen
Schreibweisen) aus dem hügeligen Südschweden in Verbindung, wie z.B. Pichl oder
Baxell und Baxshell in England, die alle auf einen Hügel hinweisen. Bäck
heisst nicht nur ein Ort in Südschweden, sondern es gibt auch diesen
Familiennamen.
Wie sich der Name Bichsel wandeln konnte, zeigen folgende
Beispiele: Der Vorname Johann wird manchmal als Hans bezeichnet und kommt im
familysearch von "The Church of Jesus Christ of Latter-day
Saints" auch unter dem Namen Johannes Hans Buchsler vor. - Johann
Gottfried Bichsel, geb. 1722, hat sich nachweislich den Namen Büchsel zugelegt.
- Die Bichsel aus dem Emmental nannten sich im Elsass und in Amerika teilweise
nach der Auswanderung Bixel, Bixler oder Buxel. - Der Stammbaum von Hans
Bichsel, von Eggiwil, geb. 1560, mit den heute bekannten amerikanischen Linien
ist im Internet unter http://home.att.net/~sewing1243/Bichsel.htm
abrufbar. Ausgewandert nach Amerika ist Hans Bichsel, von Sumiswald, genannt
John Bixler, geb. 04.02.1700, offenbar nach dem Tod seiner ersten Frau. Seine
Nachfahren (siehe im Internet "John Bixler - 1700-1765 - Pioneer,
Immigrant, Farmer" von Agnes Bixler Kurtz) nannten sich teilweise auch
Bish, Bicksler oder Pixler. Dazu kamen natürlich noch ganz neue Namen, wenn
weibliche Nachkommen den Namen ihres Mannes annahmen.
Es ist unverständlich und eigentlich unverantwortlich, wenn
amerikanische Ahnenforscher wie Hagemeyer/Huntzinger und andere unter Rootsweb
behaupten, Peter Bixler, sei am 30.01.1690/91 in Sumiswald BE geboren und habe
später Barbara Peffley geheiratet, die
um 1700 geboren wurde; aus dieser Verbindung seien sieben Kinder
entstanden. Falsch ist vorerst einmal, dass es damals in der Schweiz weder den
Namen Bixler noch Peffley gab, sondern es um die Familiennamen Bichsel und Pfäffli ging. Offenbar
wurden die massgebenden Kirchenbücher nicht konsultiert, denn sonst hätten
diese Publizisten feststellen müssen, dass in den angegebenen Jahren in
Sumiswald kein Peter Bichsel getauft wurde und auch keiner eine Barbara Pfäffli
heiratete. Es gab lediglich einen Peter Bichsel aus Hasle bei Burgdorf BE, geboren
am 30.01.1707, wohnhaft im Weiler Bigel bei Goldbach, der eine Barbara Pfäffli
aus Signau heiratete.
Aus dem Berner Jura ist anfangs des 19. Jahrhunderts ausgewandert auch
Peter Bichsel, von Eggiwil, geb. 01.01.1795, welcher sich mit Verena Diller,
geb. 29.09.1800 verheiratete. Diese Familie behielt teilweise den Namen Bichsel
in Amerika. - Im Elsass tauchte nach Leslie Dumont-Gingelwein ein Jacob
Buchsel, geb. um 1687, gestorben 30.01.1758 auf, dieser wird auch von
Généalogie Kaminske mit Wohnort Walbourg/Elsass genannt. - Einen Michael
Buchsel erwähnt http://gw.geneanet.org/
um 1750, wohnhaft in Steinsetz/Elsass und im Buch "750 Jahre
Gräfenhausen" sind nach Manfred Härtel u. a. folgende Personen aufgeführt:
1680 Johann Conrad Böchsel, 1708 Philipp Peder Büchsell, 1711 Johann Henrich
Büchsel, 1719 Henrich Büchsel, 1742 Christian Bixel und 1759 Christian Bixel.
Nach A. Blatter soll angeblich der Name Bichsel vom Werkzeug eines
Berufs abgeleitet worden sein, nämlich von Bächsel, dem Hohlbein zum
Bebauen von Dachkänneln (Dachrinnen). Diese Ansicht ist nicht belegt und das
Bichsel-Wappen – nach Vorschlag des Staatsarchivs Bern - weist jedenfalls nicht
in diese Richtung. Es sind aus dem Emmental auch keine Bichsel bekannt, welche
diesen Beruf ausübten.
Ein wesentliches Element der Wappen der Emmentaler Bichsel und
der Berliner Büchsel ist ein rötlicher oder goldener Greif, welcher
u. a. schon 1784 auf einer Schliffscheibe (siehe unten) auftauchte. Es handelt
sich um ein
aufbäumendes drachenähnliches Fabeltier - in der griechischen Göttersage als
heiliges Tier ein Begleiter des Apollo, also des Gottes des Lichts, der
Dichtung und Musik, der Heilkunde und Weissagung. Der Greif kommt auch in
der römischen und romanischen Kunst vor; in den Mythen lebt er gerne auf
einsamen Inseln, ist immer schwer fassbar und geheimnisvoll und verschiedene
Formen von Drachen gibt es auch in der Bibel). Oder könnte der Drache im Wappen
an die Drachenboote der Wikinger erinnern? Die Wikingerzeit ging im 11.
Jahrhundert zu Ende. Der Greif als Tier der menschlichen Phantasie kommt jedoch
in vielen Wappen von Familien, Städten und Regionen vor, in Schweden
beispielsweise in den Provinzwappen von Halland und Småland (siehe
Briefmarkenserien von Schweden unter http://www.h-u-m-rueegg.li/marken-no.htm).
In der Schweiz darf jedermann ein Wappen führen und es
besteht keine Pflicht zur Eintragung in einem öffentlichen Register. Doch geniessen
die Wappen wie die Namen den Schutz der Persönlichkeitsrechte. In
früheren Jahrhunderten liessen sich einflussreiche Familien mit Vorliebe ein
Wappen vom Kaiser oder einem König bestätigen. Im Mittelalter war das Wappen
ein Unterscheidungszeichen, welches auf dem Schild der Ritter angebracht wurde.
Als Schutz der Reiter verschwand er um das Jahr 1375. Der Schild stellt aber
nach wie vor einen wichtigen Teil des Wappens dar. Die unterschiedlichen
Stilrichtungen entsprechen dem jeweiligen Zeitgeist. In der Wappenkunde machte
er im 15. Jahrhundert dem Halbrundschild Platz.
Ein weiteres Wappenbild siehe unter "Direkte Vorfahren einer
Bichsel-Linie von Sumiswald". - Seit dem Jahr 2006 sind in der renovierten
Burgerstube des Landgasthofs Bären in Sumiswald neben dem Bichsel-Wappen
weitere 66 Familienwappen von Burgern dieser Gemeinde zu sehen. Als Burger
werden Personen genannt, die das Heimatrecht in dieser Gemeinde besitzen.
Neben dem Geschlecht der Bichsel stammen eine grosse Zahl bekannter Familiennamen
aus dem Emmental, wie beispielsweise Adam, Aebersold, Aebi, Aeschbacher,
Aeschimann,.Aeschlimann, Althaus, Antener, Arm, Bärtschi, Baumann, Baumgartner,
Beck, Beer, Berger, Bieri, Bigler, Blaser, Blum, Bracher, Brand, Brechbühl,
Brunner, Bühlmann, Buri, Burkhalter, Dällenbach, Dubach, Engel, Fankhauser,
Fischer, Flückiger, Friedli, Galli, Geissbühler, Gerber, Gfeller, Glauser,
Graf, Grossenbacher, Gugger, Habegger, Haldemann, Hasler, Heiniger,
Hirsbrunner, Hirschi, Hofer, Hofstetter, Jordi, Joss, Jost, Keller, Kobel,
Krähenbühl, Kurz, Läderach, Lanz, Lehmann, Leibundgut, Lenz, Leuenberger,
Liechti, Loosli, Lüdi, Lüthi, Marti, Minder, Moser, Mosimann, Mühlemann,
Neuenschwander, Oberli, Oesch, Pfister, Ramseier, Reber, Ritter, Röthlisberger,
Roth, Rüegsegger, Rupp, Rychener, Salzmann, Schafroth, Scheidegger, Schenk,
Schmid, Schneider, Schüpbach, Schwarz, Siegenthaler, Sollberger, Sommer, Spahr,
Stalder, Stauffer, Steffen, Steiner, Sterchi, Stettler, Thierstein, Thomi,
Tschanz, Ulmann, Wälti, Widmer, Wüthrich, Wyss, Zaugg, Zürcher, Zurfluh und
viele andere mehr. Verschiedene dieser Familiennamen gibt es aber auch an
manchen andern Orten der Schweiz bereits seit dem Mittelalter, wie
beispielsweise Adam, Baumgartner, Beck, Bühlmann, Fischer, Graf, Keller,
Ritter, Schmid, Schneider, Steiner, Widmer, Wyss, Zürcher etc.
November 2009/E. Bichsel
EMMENTAL |
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