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Die Bichsel und das Emmental

Im Familiennamenbuch der Schweiz  wird der Familienname Bichsel in verschiedenen Orten des Kantons Bern erwähnt, doch werden dort keine näheren Angaben zur Herkunft gemacht. Als alte Heimatorte, die schon vor 1800 bestanden, werden genannt: Arni bei Biglen, Busswil bei Melchnau, Eggiwil, Hasle bei Burgdorf, Heimiswil, Lützelflüh, Rüegsau und Sumiswald. Die wichtigsten und ältesten sind eindeutig Eggiwil, Hasle bei Burgdorf und Sumiswald. Ueber die Bichsel aus Sumiswald wird ausführlich an anderer Stelle berichtet. Den Familiennamen Bichsel findet man heute praktisch in der ganzen Schweiz. In den ehemaligen Heimatorten wohnen jedoch anfangs des 21. Jahrhunderts nur noch in Affoltern im Emmental, Eggiwil, Hasle-Rüegsau, Lützelflüh und in Sumiswald Familien mit diesem Namen.  

Die seinerzeit in Busswil bei Melchnau zugezogenen Familien mit dem Familiennamen Bichsel hatten vorher den Heimatort in Hasle bei Burgdorf. Vor 1660 sind in den Kirchenbüchern von Melchnau – dazu gehören auch die Gemeinden Busswil, Gondiswil und Reisiswil – keine Familien mit diesem Namen zu finden. Ob den Neuzuzügern der neue Heimatort geschenkt oder ob er käuflich erworben wurde, ist nicht bekannt. 

Die beiden Gemeinden Hasle bei Burgdorf und Rüegsau werden durch die Emme getrennt, bilden jedoch in verschiedenen Bereichen eine Einheit. Es liegt die Vermutung nahe, dass die ersten Bichsel in dieser Gemeinde aufgetaucht sind, weil es im Mittelalter – wo die Wasserwege eine wichtige Rolle spielten – vom Rhein her und nachher auf der Aare der kürzeste Weg ins Emmental war. Die Holzbrücke von Hasle gibt es seit 1763, schon vorher bestand in der Nähe ein Steg für Fussgänger.

Bild aus dem Emmental  

Im Gerichtsarchiv von Entlebuch/LU befindet sich das Geschlechterverzeichnis von 1688, welches rund 100 Familiennamen enthält, deren Angehörige damals als vollwertige Bürger des Entlebuchs mit allen Rechten und Pflichten galten. Darunter ist auch der Name Bichsel zu finden, doch waren diese Vorfahren nie dort heimatberechtigt. In der Gemeinde Romoos (in der Nähe von Entlebuch – an der Ostflanke des Napfgebietes und an der grossen Fontanne gelegen, wo früher unrentabel Gold gewaschen wurde und heute eine touristische Attraktion darstellt) wohnen auch im 21. Jahrhundert noch Familien mit dem Namen Bichsel, welche während der Reformationszeit dort zugezogen sind und immer noch den Heimatort Eggiwil besitzen. Es gab jedoch mehrere Generationen, die aus Hasle bei Burgdorf  stammten, jedoch um das Jahr 1700 das Entlebuch wieder verliessen. – 

Der Degener Verlag in Neustadt an der Aisch/D (http://www.degener-verlag.com/) gibt GENEALOGIE, die Deutsche Zeitschrift für Familienkunde heraus. In Nr. 14 1965, S. 827-830 wurde der Artikel „Die Bichsel aus dem Emmental (Kanton Bern) und die Büchsel in Berlin und in der Mark Brandenburg“ von Karl Büchsel publiziert. Im Eigenverlag in Göttingen ist 1955 vom gleichen Autor das Buch „Bilder aus der Geschichte der Familie Bichsel“ erschienen (ein Exemplar befindet sich in der Schweiz. Landesbibliothek in Bern). Aus diesen Quellen geht u. a. folgendes hervor: „Der Bauer Peter Bichsel, geboren in Goldbach und getauft in Halse am 03.01.1662, verheiratete sich am 16.03.1686 in Signau mit Trini Liechti aus der Rütimatt und lebte als Bauer in Signau, vermutlich auf einem durch die Frau ererbten Hofe. In Signau wurden dem Ehepaar 5 Kinder geboren, 4 Töchter und ein Sohn Hanns, geb. 10.6.1699.“ [Bei näherer Prüfung der konkreten Situation wird diese Vermutung in Frage gestellt, denn der einzige Sohn Hans wurde Damast-, Samt- und Seidenweber. Wäre der Hof im Besitze der Familie Bichsel gewesen, so hätte ihn Hans mit grosser Wahrscheinlichkeit weiter geführt. Zudem ist bemerkenswert, dass Trini Liechti nicht im Taufbuch von Signau zu finden ist. Sie kam aus der Rüttimatt in Aeschau, das zur Gemeinde Eggiwil gehört. Vom Geschlecht Liechti gibt es übrigens nicht nur im Kanton Bern mehrere alte Heimatorte! Deshalb ist wahrscheinlicher, dass das Ehepaar Bichsel Pächter oder bäuerliche Angestellte waren.] In den Kirchenbüchern von Signau kommt nachher der Familienname Bichsel nicht mehr vor. Heute findet man ihn wieder im Telefonbuch, doch sind diese Familien in Eggiwil heimatberechtigt. - 

Zu Beginn des 18 Jahrhunderts ist der aus Goldbach im Emmental stammende Bauernsohn Hans Bichsel (Heimatort Hasle) ausgewandert. Er fand eine neue Heimat in Berlin und wurde der Stammvater eines seit rund 250 Jahren in Norddeutschland, besonders in der Mark Brandenburg und in Pommern ansässigen Geschlechts, das den Namen Büchsel führt.“ Die Heirat von Hans Bichsel mit Anna Dorothea Gutbier am 11.12.1721 in Berlin ist im Signauer Eherodel (Ehebuch) vermerkt. Er starb bereits am 10.05.1725. -  Im 18. Jahrhundert sind verschiedene Seidenweber aus der Schweiz nach Berlin ausgewandert, weil diese Stadt den Zuwanderern verschiedene Vergünstigungen gewährte. Auffällig bei den Büchsel aus Deutschland (Schönfeld, Berlin und Stralsund) ist, dass in den Ahnenreihen verschiedene den Beruf eines Pastors ausübten. Ausführlich berichtet in diesem Zusammenhang Karl Büchsel über die Täufergemeinden im Emmental, die damals heftig bekämpft wurden. Insbesondere in den Orten Signau, Sumiswald und Trachselwald war das Täufertum stark verbreitet und überall gehörten Mitglieder mit dem Familiennamen Bichsel dazu, vermutlich auch der oben genannte Hanns (nach damaliger Schreibweise). Am 17.08.1533 meldete der Landvogt von Sumiswald nach Bern, dass die Täufer „ohne Unterlass in ihrer Wirksamkeit fortfahren.“ Die Gemeinden Sumiswald und Dürrenroth wurden deshalb 1533 verwarnt. – 

Im 16 Jahrhundert wurden in Bern verschiedene Täufer hingerichtet, u. a. Ulrich Bichsel aus Hasle im Jahr 1537 (aus Geschichte der Bernischen Täufer“ von Ernst Müller, Frauenfeld 1895). Im Bernischen Täufermandat vom 08.09.1670 wurde festgelegt, dass alle Täufer das Land innerhalb von 14 Tagen zu verlassen hätten. Zudem wurde angedroht, dass die Personen mit Gewalt über die Grenze abgeschoben oder dauernd gefangen genommen würden, wenn sie sich widersetzten. Deshalb erfolgte kurz darauf eine Auswanderung von etwa 700 Täufern aus dem Kanton Bern. Sie gingen vor allem in den Jura, ins Elsass und in die Pfalz. Unter diesen Personen sind mehrere mit dem Namen Bichsel aufgeführt, insbesondere Andreas Bichsel aus Langnau, ein Bichsel aus Reisiswil und acht aus Eggiwil. Im November 1731 werden in der Oberpfalz (Nähe Mannheim) verschiedene Taufgesinnte aus der Schweiz mit Namen genannt, beispielsweise ein Samuel Böchtel als Diener der Gemeinde und Markus Frätz sowie Hans Bächtel als Diakonen in Unter-Gämbfer. Der Familienname Bächtel oder Bachtel ist noch heute besonders in Bischoffsheim und in Niederschäffolsheim im Elsass zu finden, wurde aber bisher noch nicht näher erforscht. Der Familienname Böchtel bzw. Bochtel existiert auch in Holland. –

Johann Gottfried Bichsel, geb. 02.11.1722, ein Sohn von Hans aus Goldbach, Heimatort Hasle, studierte Theologie (er wuchs nach dem Tod seines Vaters bei der Mutter auf, die sich anfangs des Jahres 1727 mit dem Pastor Jakob Fahland verheiratete) und war 1762 lutherischer Pastor in Schönfeld in der Uckermark. Er war der erste dieser Sippe in Deutschland, der den Namen Büchsel statt Bichsel führte. Verschiedene seiner Nachfahren standen in kirchlichen Diensten. - Wilhelm Büchsel, geb. 1848, war im 1. Weltkrieg deutscher Marine-Admiral und vor dem Krieg Direktor des Marine-Departements des Reichsmarineamtes. Goldbach ist heute ein Teil der Gemeinde Lützelflüh. Als ältester Stammvater wird dort Andreas Bichsel, geb. 18.10.1591 aufgeführt. Er war ein Sohn von Hans Bichsel und Elsbeth Aeschlimann, den Ureltern einer Sumiswalder-Linie. Demnach haben die Bichsel aus Sumiswald und zumindest ein Teil der Büchsel in Deutschland ursprünglich die gleichen Wurzeln. - Im Grossraum Darmstadt existiert noch eine zweite Sippe mit dem Namen Büchsel bzw. Buxel, über deren Herkunft an separater Stelle berichtet wird. 

In Grünenmatt gibt es den Landwirtschaftsbetrieb Bichselhaus, in Wasen im Emmental einen Bichselberg und in Eggiwil ein Bichseli als Ortsbezeichnung. Die Dörfer Eriswil und Wyssachen haben  je eine örtliche Bezeichnung „Bichsel“. In Birchwil-Nürensdorf im Kanton Zürich kommt die Ortsbezeichnung Im Buchsel und in Rümlang ZH "Im Büchsel" vor; im Kanton Freiburg findet man den Ort Büchslen (dort wohnen heute keine Bichsel, auch nicht in den Nachbargemeinden Ferenbalm und Gempenach, wo der Name früher vorkam,  jedoch finden wir ihn heute in Muntelier und in Murten). Vom 12. Jahrhundert an gehörte Buchillion – wie der Ort damals hiess - zum Priorat Payerne; 1475 kam er zur bernisch-freiburgischen Vogtei Murten. Ursprünglich war er französischsprachig, entwickelte sich jedoch besonders nach der Reformation zur fast rein deutschsprachigen Gemeinde. Im 18. Jahrhundert hiess die Ortschaft Bichslen. - An der Hauptstrasse 59 in Kreuzlingen gab es das Haus Bichsel, welches 1882 erbaut und im Mai 1958 abgebrochen wurde.

In Oberbayern, in der Nähe der Kreisstadt Aichach gibt es ein Pichl und im Schloss Pichl in Aidenbach, Bayern, befindet sich ein Therapiezentrum für Drogenabhängige. -. Ebenfalls findet man einen gleichnamigen Ort im Sudentenland in Böhmen (ehemaliger Bezirk Mies). Es handelt sich um das früher von Deutschen bewohnte Gebiet des ehemaligen Königreichs Böhmen. - In Oesterreich kommt der Ort im Ennstal, in Pichl-Preunegg bei Schladming, in Pichl-Mantling (Dachsteiner- Tauern-Region), in Pichl-Kainisch in der Steiermark sowie bei Wels in Oberösterreich, an der Grossglocknerstrasse und bei Euratsfeld (Ybbstal) vor. Das Schloss Pichl in Mitterdorf im Mürztal ist eine ehemalige Burg aus dem Mittelalter. Alle diese Namen haben etwas mit einem Hügel zu tun. - Ein kleiner Stammbaum von Ludwig Pichl, geb. 4.4.1881 aus Egerland in Böhmen ist unter http//:www.m-kummer.de dargestellt.  

Bisel ist eine kleine französische Gemeinde im Elsass (Haut-Rhin, nahe der Grenze zur Schweiz), die zum Gemeindeverband von Hirsingue gehört. Früher wurde sie Bisol oder Bizol genannt. Der Ortsname soll vom mittelhocheutschen Wort Bies (Binsen) abgeleitet sein. Die katholische Filiale ist ein Teil der Kirchgemeinde von Seppois-le-Bas. Ob der Familienname Bisel ursprünglich aus diesem Dorf stammt oder eine Abwandlung von Bichsel oder Bixel darstellt, ist nicht bekannt. In Amerika hat sich der Name Beisel vereinzelt in Bisel gewandelt.

In Norddeutschland gibt es die Redensart: Man muss dir oft ins Bichsle blasen. (Man muss durch Geschenke nachhelfen, wenn er etwas tun soll). Und in Schwaben kann man hören: "Der hat doch sei Bichsle gar net ronderglasse" (er hat seine Kleider nicht ausgezogen).

Den Familiennamen Bichsel gibt es auch in Schweden, beispielsweise in Sandviken, Skjärplinge und Uppsala. Es handelt sich um Schweizer, die nach Schweden ausgewandert bzw. vermutlich ein paar Jahrhunderte später wieder rückgewandert sind; mindestens teilweise sind sie in Rüegsau heimatberechtigt. Peter Bichsel, geb. 01.01.1669, von Sumiswald, der Sohn von Daniel, geb. 1622 und der Lucia Fankhauser, ist nach Rüegsau gezogen, weshalb dieser Stamm seit 1699 dort weiter geführt wird, demnach ursprünglich auch zur Sumiswalder-Linie gehörte.

Der wohl bekannteste zeitgenössische Namensvetter ist der Schriftsteller Peter Bichsel, geb. 24.03.1935. Er ist heimatberechtigt in Busswil bei Melchnau/BE, wohnt in Bellach/SO und erhielt im Jahre 2004 den Ehrendoktor der Theologie der Universität Basel. Seine Eltern (der Vater war Handwerker) lernten sich im Kirchenchor von Stein am Rhein kennen und seine Ahnen kamen ursprünglich von Hasle bei Burgdorf. Diese Ahnenreihe ist unter "Büchsel in Deutschland, Bichsel in Hansle und in Busswil bei Melchnau" zu finden. -  Recht gut bekannt ist auch der Schauspieler und Clown Ueli Bichsel aus Zürich.

Beim schweizerischen Bürgerrecht  handelt sich in der Regel um den Ort, in dem ein Vorfahre der Familie in männlicher Linie  das Bürgerrecht erworben hat, welches bis 1977 bei wirtschaftlichen Notlagen eine wesentliche Rolle spielte. Seither ist bei Bedürftigkeit, d.h. wenn jemand seinen Lebensunterhalt nicht hinreichend oder nicht rechtzeitig aus eigenen Mitteln bestreiten kann, in der Regel der Wohnkanton bzw. die Wohngemeinde zuständig. Schweizerinnen und Schweizer können weder aus dem Heimatkanton noch aus der Schweiz ausgewiesen werden. Heute wird das Bürgerrecht entweder zufolge Abstammung, Adoption, Heirat oder durch Einbürgerung erworben.

 

Ursprung des Namens Bichsel und Wappen

Wie bereits unter "Allgemeinen Hinweisen" erwähnt, können Familiennamen grob in fünf Hauptkategorien unterteilt werden. Mit recht grosser Wahrscheinlichkeit ist der Familienname Familienname Bichsel bei den Siedlungsnamen einzuordnen. Im Bürgerverzeichnis des Kantons Bern von 1798 gibt es übrigens auch den Namen Bichßel.  Er wird in der Umgangssprache des Emmentals als „Bichsu“ genannt, wobei das Ch „kratzend“ im Hals gesprochen wird. Wohl aus diesem Grund wird manchmal behauptet, Berndeutsch sei eine „Halskrankheit“.  

Eine neuere Deutung des Namens Bichsel zielt in folgende Richtung: Er stammt von Bichl (Büchel, Pichl) ab, was bayrisch-österreichisch Hügel bedeutet und in der Schweiz an verschiedenen Orten mit Bühl oder Büel bezeichnet wird. Diese Ansicht wird durch den Umstand unterstrichen, dass die Bexell ursprünglich in einer Hügellandschaft in Südschweden wohnten und mit dem Ort Bäckseda in Verbindung steht, was man mit „Hügelseite“ übersetzen kann (siehe nähere Ausführungen unter Bexell). Auf einen Ort weist auch die Feststellung hin, dass es in der Stadt Lincoln in England bereits 1056 einen John De Bissell gab.

WortbedeutungenExkurs über sprachliche Entwicklungen: Die Silben <beck> und <bach> haben eine indogermanische Wurzel (Gruppe von Sprachen mit stark übereinstimmender Formenbildung), nämlich <bheg> und bedeuten Wölbung oder Biegung (eines Hügels oder eines Berges). Auf Schwedisch heisst heute Hügel (oder Halde) backe (Skispringer gehen über einen Backen); die Wange wird in unserer  Mundart als Backe bezeichnet und bei Arschbacke weiss wohl jeder, was damit gemeint ist. - Beck ist nicht nur eine ältere Ableitung für Bewohner von Ortsnamen auf -bach, sondern Beck(e) wurde im Mittelhochdeutschen und noch heute in der Schweiz für Bäcker gebraucht. Im 13. Jahrhundert hat der Franziskaner Berthold von Regensburg beklagt, dass „luft für bröt“ verkauft wird, weil das Brot mit Hefe einen „Bauch“ bekam. In Schweden heisst Bach bäck und in Dänemark wird der Hügel mit bakke und der Bach mit baek bezeichnet. Damit verwandt ist auch das Wort „Buckel“, denn wenn wir einen Buckel machen, krümmen wir den Rücken. Eine Rückseite wird in Schweden mit baksida bezeichnet. –  

Bei Wörtern wie Fuchs und Dachs wird in der Schriftsprache das Ch wie ein X gesprochen, deshalb sind Bichsel und Bexell auch sprachlich recht nahe verwandt. Die Schreibweise Bixel oder Bixler war deshalb für manche Länder naheliegend.

Im Duden Familiennamen - erschienen im Jahr 2000 - kommen weder Bichsel noch Bixel, Bechsel, Bexell, Buchsel oder Büchsler vor. Hingegen heisst es zu Bichel, Bicheler: 1. Oberdeutsche Wohnstättennamen zu mittelhochdeutsch bühel >Hügel<: wohnhaft an einem Hügel. 2. Herkunftsnamen zu den in Süddeutschland und Oesterreich häufigen Ortsnamen Bichel, Bichl, Büch(e)l, Pichl. - Und zu Büchsel wird ausgeführt: Berufsname zu mhd. Bühselïn > kleine Büchse< für einen Drechsler (erscheint nicht überzeugend und belegt zu sein, Anmerkung des Verfassers dieses Beitrags).

Die Formenvielfalt eines Namens hängt einerseits von der jeweiligen Schreibweise und andererseits von der landschaftlichen Prägung ab, und deshalb ändern sich Lautentwicklungen je nach Gegend und Zeit. Von Rudolf von Tavel stammt der Satz: «Bärndütsch isch e Sprach wie grobs Grien, aber o guethärzig wie nes alts Chilcheglüt.» Wörter wie „Bigsel“, „Begsel“ oder "Bissell" tönen für emmentalische Ohren zu geschliffen. Die verwandten Familiennamen der Bichsel aus dem Emmental wie Bixler (in Oberägeri/ ZG, in Deutschland und Amerika), Buxcel (in der Westschweiz, heute vor allem in Lausanne, teilweise auch in der Deutschschweiz), Bicshel und Buchsel in Amerika sowie Büchsel im Elsass und in Deutschland, Büchsler  (Büchseler), Büxel  und Butzel in Deutschland sowie Bixel (und verwandte Schreibweisen) besonders im Elsass, aber auch Pichsel in Deutschland und Pichl besonders in Oesterreich, in Deutschland und der Schweiz) stammen deshalb aus andern Gegenden. Diese besonderen Formen des Familiennamens haben sich offenbar entweder Emmentaler angeeignet, die vor allem im oder nach dem 17. Jahrhundert aus dem Kanton Bern weggezogen oder aus der Schweiz ausgewandert sind. Einige Familiennamen stehen auch mit dem Namen Bexell (und ähnlichen Schreibweisen) aus dem hügeligen Südschweden in Verbindung, wie z.B. Pichl oder Baxell und Baxshell in England, die alle auf einen Hügel hinweisen. Bäck heisst nicht nur ein Ort in Südschweden, sondern es gibt auch diesen Familiennamen.

Wie sich der Name Bichsel wandeln konnte, zeigen folgende Beispiele: Der Vorname Johann wird manchmal als Hans bezeichnet und kommt im familysearch  von "The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints" auch unter dem Namen Johannes Hans Buchsler vor. - Johann Gottfried Bichsel, geb. 1722, hat sich nachweislich den Namen Büchsel zugelegt. - Die Bichsel aus dem Emmental nannten sich im Elsass und in Amerika teilweise nach der Auswanderung Bixel,  Bixler oder Buxel. - Der Stammbaum von Hans Bichsel, von Eggiwil, geb. 1560, mit den heute bekannten amerikanischen Linien ist im Internet unter http://home.att.net/~sewing1243/Bichsel.htm abrufbar. Ausgewandert nach Amerika ist Hans Bichsel, von Sumiswald, genannt John Bixler, geb. 04.02.1700, offenbar nach dem Tod seiner ersten Frau. Seine Nachfahren (siehe im Internet "John Bixler - 1700-1765 - Pioneer, Immigrant, Farmer" von Agnes Bixler Kurtz) nannten sich teilweise auch Bish, Bicksler oder Pixler. Dazu kamen natürlich noch ganz neue Namen, wenn weibliche Nachkommen den Namen ihres Mannes annahmen.  

Es ist unverständlich und eigentlich unverantwortlich, wenn amerikanische Ahnenforscher wie Hagemeyer/Huntzinger und andere unter Rootsweb behaupten, Peter Bixler, sei am 30.01.1690/91 in Sumiswald BE geboren und habe später Barbara Peffley geheiratet, die  um 1700 geboren wurde; aus dieser Verbindung seien sieben Kinder entstanden. Falsch ist vorerst einmal, dass es damals in der Schweiz weder den Namen Bixler noch Peffley gab, sondern es um die Familiennamen Bichsel und Pfäffli ging. Offenbar wurden die massgebenden Kirchenbücher nicht konsultiert, denn sonst hätten diese Publizisten feststellen müssen, dass in den angegebenen Jahren in Sumiswald kein Peter Bichsel getauft wurde und auch keiner eine Barbara Pfäffli heiratete. Es gab lediglich einen Peter Bichsel aus Hasle bei Burgdorf BE, geboren am 30.01.1707, wohnhaft im Weiler Bigel bei Goldbach, der eine Barbara Pfäffli aus Signau heiratete.

Aus dem Berner Jura ist anfangs des 19. Jahrhunderts ausgewandert auch Peter Bichsel, von Eggiwil, geb. 01.01.1795, welcher sich mit Verena Diller, geb. 29.09.1800 verheiratete. Diese Familie behielt teilweise den Namen Bichsel in Amerika. - Im Elsass tauchte nach Leslie Dumont-Gingelwein ein Jacob Buchsel, geb. um 1687, gestorben 30.01.1758 auf, dieser wird auch von Généalogie Kaminske mit Wohnort Walbourg/Elsass genannt. - Einen Michael Buchsel  erwähnt http://gw.geneanet.org/ um 1750, wohnhaft in Steinsetz/Elsass und im Buch "750 Jahre Gräfenhausen" sind nach Manfred Härtel u. a. folgende Personen aufgeführt: 1680 Johann Conrad Böchsel, 1708 Philipp Peder Büchsell, 1711 Johann Henrich Büchsel, 1719 Henrich Büchsel, 1742 Christian Bixel und 1759 Christian Bixel.  

Nach A. Blatter soll angeblich der Name Bichsel vom Werkzeug eines Berufs abgeleitet worden sein, nämlich von Bächsel, dem Hohlbein zum Bebauen von Dachkänneln (Dachrinnen). Diese Ansicht ist nicht belegt und das Bichsel-Wappen – nach Vorschlag des Staatsarchivs Bern - weist jedenfalls nicht in diese Richtung. Es sind aus dem Emmental auch keine Bichsel bekannt, welche diesen Beruf ausübten.

Ein wesentliches Element der Wappen der Emmentaler Bichsel und der Berliner Büchsel ist ein rötlicher oder goldener Greif, welcher u. a. schon 1784 auf einer Schliffscheibe (siehe unten) auftauchte. Es handelt sich um ein  aufbäumendes drachenähnliches Fabeltier - in der griechischen Göttersage als heiliges Tier ein Begleiter des Apollo, also des Gottes des Lichts, der Dichtung und Musik, der Heilkunde und Weissagung. Der Greif kommt  auch in der römischen und romanischen Kunst vor; in den Mythen lebt er gerne auf einsamen Inseln, ist immer schwer fassbar und geheimnisvoll und verschiedene Formen von Drachen gibt es auch in der Bibel). Oder könnte der Drache im Wappen an die Drachenboote der Wikinger erinnern? Die Wikingerzeit ging im 11. Jahrhundert zu Ende. Der Greif als Tier der menschlichen Phantasie kommt jedoch in vielen Wappen von Familien, Städten und Regionen vor, in Schweden beispielsweise in den Provinzwappen von Halland und Småland (siehe Briefmarkenserien von Schweden unter http://www.h-u-m-rueegg.li/marken-no.htm).

In der Schweiz darf jedermann ein Wappen  führen und es besteht keine Pflicht zur Eintragung in einem öffentlichen Register. Doch geniessen die Wappen wie die Namen den Schutz der Persönlichkeitsrechte. In früheren Jahrhunderten liessen sich einflussreiche Familien mit Vorliebe ein Wappen vom Kaiser oder einem König bestätigen. Im Mittelalter war das Wappen ein Unterscheidungszeichen, welches auf dem Schild der Ritter angebracht wurde. Als Schutz der Reiter verschwand er um das Jahr 1375. Der Schild stellt aber nach wie vor einen wichtigen Teil des Wappens dar. Die unterschiedlichen Stilrichtungen entsprechen dem jeweiligen Zeitgeist. In der Wappenkunde machte er im 15. Jahrhundert dem Halbrundschild Platz.  

Ein weiteres Wappenbild siehe unter "Direkte Vorfahren einer Bichsel-Linie von Sumiswald". - Seit dem Jahr 2006 sind in der renovierten Burgerstube des Landgasthofs Bären in Sumiswald neben dem Bichsel-Wappen weitere 66 Familienwappen von Burgern dieser Gemeinde zu sehen. Als Burger werden Personen genannt, die das Heimatrecht in dieser Gemeinde besitzen.

Neben dem Geschlecht der Bichsel stammen eine grosse Zahl bekannter Familiennamen aus dem Emmental, wie beispielsweise Adam, Aebersold, Aebi, Aeschbacher, Aeschimann,.Aeschlimann, Althaus, Antener, Arm, Bärtschi, Baumann, Baumgartner, Beck, Beer, Berger, Bieri, Bigler, Blaser, Blum, Bracher, Brand, Brechbühl, Brunner, Bühlmann, Buri, Burkhalter, Dällenbach, Dubach, Engel, Fankhauser, Fischer, Flückiger, Friedli, Galli, Geissbühler, Gerber, Gfeller, Glauser, Graf, Grossenbacher, Gugger, Habegger, Haldemann, Hasler, Heiniger, Hirsbrunner, Hirschi, Hofer, Hofstetter, Jordi, Joss, Jost, Keller, Kobel, Krähenbühl, Kurz, Läderach, Lanz, Lehmann, Leibundgut, Lenz, Leuenberger, Liechti, Loosli, Lüdi, Lüthi, Marti, Minder, Moser, Mosimann, Mühlemann, Neuenschwander, Oberli, Oesch, Pfister, Ramseier, Reber, Ritter, Röthlisberger, Roth, Rüegsegger, Rupp, Rychener, Salzmann, Schafroth, Scheidegger, Schenk, Schmid, Schneider, Schüpbach, Schwarz, Siegenthaler, Sollberger, Sommer, Spahr, Stalder, Stauffer, Steffen, Steiner, Sterchi, Stettler, Thierstein, Thomi, Tschanz, Ulmann, Wälti, Widmer, Wüthrich, Wyss, Zaugg, Zürcher, Zurfluh und viele andere mehr. Verschiedene dieser Familiennamen gibt es aber auch an manchen andern Orten der Schweiz bereits seit dem Mittelalter, wie beispielsweise Adam, Baumgartner, Beck, Bühlmann, Fischer, Graf, Keller, Ritter, Schmid, Schneider, Steiner, Widmer, Wyss, Zürcher etc.

November 2009/E. Bichsel

 

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